Grenzüberschreitende Partnerschaft für die Zukunft der Teichwirtschaft besiegelt
Die Unterzeichnung bildete den Höhepunkt einer fischereilichen Lehrfahrt vom 18. bis 22. Juni 2025, die von ARGE FISCH (Tirschenreuth) und dem NÖ Teichwirteverband organisiert wurde. 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Region Tirschenreuth reisten dazu in das niederösterreichische Waldviertel und nach Südböhmen, um zu erfahren, wie andere europäische Karpfenregionen mit aktuellen Herausforderungen wie Biodiversität, Vermarktung, Klimawandel und Fischottermanagement umgehen.
© Leo Kirchmaier/Archiv Aqua Die beiden Teichwirtschaftslandschaften im niederösterreichischen Waldviertel und der bayerischen Oberpfalz sind geprägt von bemerkenswerten Parallelen: sanft-hügelige Landschaften mit hohem Waldanteil, historische Teichsysteme, prägende Granitformationen sowie kulturhistorische Einflüsse bedeutender Zisterzienserklöster wie Stift Zwettl und Stift Waldsassen. Beide Klöster sind zudem Partnerstätten im grenzüberschreitenden EU-Projekt „Zisterzienserlandschaften in Mitteleuropa“, das 2024 mit dem Europäischen Kulturerbesiegel ausgezeichnet wurde. Selbst namensgleiche Burgen und Orte wie Falkenberg oder Griesbach auf beiden Seiten der Grenze verdeutlichen die geografische und kulturelle Verwandtschaft, die auf eine rund 1000-jährige gemeinsame Besiedelungsgeschichte der beiden Regionen zurückblickt.
Ein besonders charmantes Detail dieser Verbindung: Sowohl im Waldviertel als auch in der Oberpfalz gibt es eine Aussichtswarte mit dem symbolträchtigen Namen „Himmelsleiter“ – jeweils ein Ort des Weitblicks, der sinnbildlich für die grenzüberschreitende Perspektive der Kooperation steht.
Auch auf internationaler und nationaler Ebene sind beide Regionen für ihre Leistungen in der Teichwirtschaft anerkannt: Die traditionelle bayerische Karpfenteichwirtschaft ist seit 2021 als Immaterielles Kulturerbe Deutschlands anerkannt und wurde bereits 2014 mit dem AgrarKulturerbe-Preis ausgezeichnet. Die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft wiederum trägt als erste Region in Niederösterreich den Titel „Landwirtschaftliches Weltkulturerbe“ (GIAHS) der Welternährungsorganisation (FAO) – ein weltweites UN-Programm für besonders nachhaltige und erhaltenswerte Agrarsysteme von globaler Bedeutung. Die FAO-Anerkennung stand auch im Mittelpunkt des Interesses der Tirschenreuther Delegation, die darin ein mögliches Vorbild für eine eigene Auszeichnung ihrer Teichregion sieht.
Mit der Unterzeichnung der Urkunde bekräftigen beide Regionen ihren Willen zu einem lebendigen, grenzüberschreitenden Austausch – im Zeichen des Natur- und Kulturerbes, der nachhaltigen Lebensmittelproduktion und einer starken regionalen Identität. Ziel ist eine zukunftsorientierte Teichwirtschaft, die ökologische Verantwortung, traditionelles Wissen und hochwertige Fischprodukte vereint – und dabei weit über Landesgrenzen hinausstrahlt. Mit im Gepäck hatte die Oberpfälzer Delegation auch eine schriftliche Gegeneinladung des Landrats Roland Grillmeier (Landkreis Tirschenreuth) an den NÖ Teichwirteverband sowie die Waldviertler Bezirkshauptleute persönlich. Einer zukünftigen Fachexkursion der Waldviertler nach Tirschenreuth steht damit also nichts mehr entgegen.