Sauerstoffmangel in Karpfenteichen durch Hitze
Den Sauerstoff des Wassers im Blick behalten:
Der Sauerstoffgehalt des Wassers ist bei solchen Wetterverhältnissen der wichtigste Parameter bei der Kontrolle der Wasserchemie. Ständige Sauerstoffknappheit führt nicht nur zu Wachstumseinbußen durch eine schlechtere Futterverwertung, die Fische werden auch krankheitsanfälliger für zB Parasiten und Verpilzungen. Bei Unterschreitung gewisser Sauerstoffgrenzen kommt es letztlich auch zum Fischsterben.
Wasser kann nur eine gewisse Menge an Sauerstoff lösen. Diese Menge wird in Milligramm pro Liter (mg/L) angegeben. Sie ist abhängig von der Temperatur des Wassers und dem Teildruck des Sauerstoffs, dem sogenannten Partialdruck, der umgebenden Luft. Generell löst sich immer weniger Sauerstoff im Wasser je wärmer dieses wird. Gleichzeitig steigt aber der Sauerstoffverbrauch der wechselwarmen Fische durch deren erhöhte Aktivität bei wärmeren Wassertemperaturen. In Karpfenteichen sollte die Sauerstoffkonzentration deshalb 4 mg/L für längere Zeiträume nicht unterschreiten. Ab einer Sauerstoffkonzentration von 0,5 mg/L können Karpfen keinen Sauerstoff mehr aus dem Wasser aufnehmen. Maränen und Raubfische sind noch empfindlicher, Schleien etwas toleranter. Kommt es zu diesen kritischen Situationen, so beginnen die Fische mit der Notatmung. Sie können dann nur noch kurze Zeit überleben und rasche Abhilfe ist unbedingt notwendig.
Teiche und ihr Sauerstoffhaushalt:
Hat sich der maximale Sauerstoffanteil im Wasser gelöst, so spricht man von der Sättigungskonzentration. Bei 20°C und auf einer Seehöhe von 500 m, wie zB im Waldviertel, wären das etwa 8,5 mg/L Sauerstoff, während bei 30°C nur noch ca. 7,2 mg/L Sauerstoff gelöst sind. Durch eine Massenvermehrung von Algen oder Wasserpflanzen kommt es mitunter zu starken Sauerstoffschwankungen im Teich. Während unter Tags aufgrund der Assimilation Übersättigungen auftreten, so sinkt während der Nacht der Sauerstoffgehalt aufgrund von Veratmung und Sauerstoffzehrung von organischem Material. Die kritischste Situation für Sauerstoffmangel im Teich ist kurz vor Sonnenaufgang. Der frühe Morgen ist deshalb auch der beste Zeitpunkt zur Sauerstoffkontrolle. Vor allem wenn die Nächte im Spätsommer wieder länger werden, fehlt den Pflanzen Zeit, Sauerstoff nach zu produzieren und die Gefahr eines Sauerstoffmangels steigt. An heißen, windstillen Tagen und aufgrund fehlender Durchströmung kommt es zu einer Temperaturschichtung in den Teichen. Durch rasch absterbende Algen- und Planktonbiomassen oder nicht verwertetes Futter, kommt es zu akuten Sauerstoffmangelzonen in den tieferen Wasserschichten des Teiches. Bei einer eventuellen Belüftung dürfen solche Wasserschichten nicht an die Oberfläche umgewälzt werden.
So wird der Sauerstoff gemessen:
Prinzipiell stehen Schnelltestkits oder elektronische Messsonden zur Verfügung. Schnelltestkits sind in der Anschaffung günstiger, jedoch dauert die Messung aufgrund von einzuhaltenden Wartezeiten länger. Hat man mehrere Teiche zu kontrollieren, dann ist jedenfalls der Kauf einer Messsonde empfehlenswert. Diese sind zwar kostenintensiver jedoch mittlerweile sehr robust und einfach in der Handhabung. Auf eine regelmäßige Kalibrierung gemäß der Anleitung ist jedenfalls zu achten.
Was kann man grundsätzlich vorbeugend tun um eine gute Wasserqualität zu erhalten?
- Die Besatzdichte an die Bonität (Geografische Lage, Bodenbeschaffenheit) des Teiches anpassen, das setzt unter anderem auch gute Kenntnisse über die Beschaffenheit der Wasserqualität und entsprechendes Fachwissen voraus.
- Nicht zu viele Nebenfische besetzen. Der Einfluss der Nebenfische, in Form des Fraßdruckes auf das Zooplankton, wird oft unterschätzt und macht eine Steuerung mittels Fütterung ungleich schwieriger.
- Den Weg der nachhaltigen Produktion, durch Abstimmung der Besatzdichte und Fütterung auf die vorhandene Naturnahrung und die Wasserqualität, einhalten.
- Regelmäßige Messungen der Wasserqualität (zumindest Sauerstoff und pH-Wert)
- Gegebenenfalls Fachberater kontaktieren und sich laufend weiterbilden
Was ist bei drohendem oder akutem Sauerstoffmangel zu tun?
- Im Normalfall kündigt sich ein Sauerstoffmangel folgendermaßen an:
- Die Fische fressen schlecht oder gar nicht.
- Die Fische konzentrieren sich im Zulaufbereich, so noch Zulauf vorhanden ist.
- Notatmung der Fische (Fische schnappen an der Wasseroberfläche nach Luft)
- Falls nicht bereits im Vorfeld eine Fehlentwicklung im Teich ersichtlich ist, sollte zumindest jetzt die Fütterung eingestellt werden, bis sich wieder normale Sauerstoffverhältnisse einstellen.
- Sofortige Belüftung mittels Wasserpumpen oder diversen Belüftern bei Sauerstoffmangel. Oft tritt schon nach wenigen Stunden eine Besserung ein. In Notsituationen, wie sie zurzeit in Gebieten extremer Trockenheit und Hitze vorkommen, kann sich eine unterstützende Belüftung oft über 2-3 Wochen hin ziehen.
- In vielen Fällen mit Sauerstoffmangel reicht es oft nur in den späten Nachtstunden bzw. frühen Morgenstunden zu belüften, da tagsüber der Algenbestand den Sauerstoffwert wieder natürlich anheben kann. Hier muss mittels Sauerstoffmessung individuell die Vorgangsweise entschieden werden.
- Zu besonderen Gefahrensituationen kommt es manchmal bei tiefen Teichen. Im Falle von lang anhaltender Hitze und geringem Windeinfluss bauen solche Teiche wie zuvor schon beschrieben eine sauerstoffarme Tiefenschicht auf. Im Falle eines Gewitters oder Sturmes kann dies innerhalb weniger Stunden zu einem „Kippen“ des Teiches führen. In solchen Fällen wird man mit regelmäßiger Messung des Sauerstoffgehaltes frühzeitig auf die drohende Gefahr aufmerksam und kann mittels vorbeugender Belüftung eingreifen.
Welche Arten von Belüftungen gibt es?
- Wasserpumpen (Motorpumpen, elektrische Pumpen) zum Umpumpen des Teichwassers. Dabei sollte der Wasserstrahl möglichst auf ein Prallblech oder Gitter aufspritzen, damit der Wasserstrahl möglichst viel Luftsauerstoff mitreißt. Bei kleinen Teichen ist in der Regel schon mit kleineren Tauchpumpen ein messbares Ergebnis zu erzielen. Je größer ein Teich, umso höher sollte die Pumpleistung sein um wirksame Ergebnisse zu erzielen.
- Verschiedene Arten von Belüftergeräten (Schaufelradbelüfter, Propellerbelüfter, Injektorbelüfter) bewirken eine Wasserumwälzung bzw. Wasserströmung mit gleichzeitigem Lufteintrag. Es gibt auch Systeme mit gleichzeitigem Eintrag von technischem Sauerstoff.
- Luftpumpen (Ringverdichter, Kolbenpumpen, Membranpumpen) mit Ausströmerschläuchen bzw. Ausströmersteinen blasen Luft ins Wasser ein. Beachte: je feiner und tiefer die Eintragung erfolgt, desto mehr Luftsauerstoff geht im Wasser in Lösung.
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass die Belüftung grundsätzlich nur eine Notmaßnahme sein soll. Das Ziel sollte der Erhalt einer guten Wasserqualität durch die Abstimmung der Besatzdichte und Fütterung auf die vorhandene Naturnahrung sein.