Teichwirterunde Spezial in Heidenreichstein: Hochwasser 2024 im Fokus – Teiche sind Teil der Lösung

Heidenreichstein, 2. Oktober 2025 – Die diesjährige Teichwirterunde Spezial stand ganz im Zeichen des Hochwassers 2024. Das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) lud gemeinsam mit dem Niederösterreichischen Teichwirteverband als Schirmherr und unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft (BAW) sowie der Abteilung Wasserwirtschaft der NÖ Landesregierung in den Naturpark Heidenreichsteiner Moor ein. Die traditionsreiche Veranstaltung, die seit knapp 40 Jahren in der Region verankert ist, widmete sich diesmal der Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe und den daraus gezogenen Lehren für die Teichwirtschaft.

In seinen Grußworten dankte der Gmünder BH-Stellvertreter Christoph Prinz allen Einsatzkräften der Blaulichtorganisationen, den Teichwirten und den Verwaltungsbehörden für ihren Beitrag zur Bewältigung der Ausnahmesituation.

Abteilungsleiter Martin Angelmeier von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Niederösterreich gab einen umfassenden Überblick über die Dimension des Hochwassers. Insgesamt seien rund 23.000 Schadensmeldungen abgewickelt worden – ein Ereignis, das in diesem Ausmaß landesweit bisher einzigartig war, wurde doch erstmals das gesamte Bundesland zum Katastrophengebiet erklärt. Er betonte, dass das Land Niederösterreich auch künftig intensiv in den Hochwasserschutz investieren werde, denn „Hochwasserschutz wirkt“. Neue Pegelmessstellen sollen dazu beitragen, Wasserstände genauer zu überwachen und kritische Entwicklungen früher zu erkennen. Zudem laufe derzeit ein vom Land initiiertes Forschungsprojekt, das sich wissenschaftlich mit der Aufarbeitung des Hochwassers und insbesondere mit der Rolle der Teiche in der Wasserbewirtschaftung befasse.

Wasserbautechniker Georg Stroblberger vom NÖ Gebietsbauamt in Krems berichtete über konkrete Einsätze an Teichen während des Hochwassers. Er schilderte Maßnahmen zur Dammverteidigung, zur Sicherung der Anlagen und zur Verbesserung der Einsatzorganisation. Trotz der großflächigen Niederschläge seien tatsächliche Schäden an Teichen insgesamt selten gewesen – ein Zeichen für die hohe Stabilität der Anlagen.

Aus Sicht des Bundesamtes für Wasserwirtschaft – Ökologische Station Waldviertel zeigte Fischereimeister Günter Gratzl, dass Teiche nicht nur auf Betriebsebene, sondern auch landesweit ein erhebliches Retentionspotenzial bieten. Er präsentierte Hochrechnungen, die verdeutlichten, wie große Wassermengen durch die Gesamtheit der Teiche in Niederösterreich im Hochwasserfall zurückgehalten werden können. Waldviertelweit ergibt sich ein enormes Retentionsvolumen von mehreren Millionen m³ alleine nur durch die Teichwirtschaft. Besonders hervorgehoben wurde das zusätzliche Potenzial, das entstehen würde, wenn Teiche bei Katastrophenwarnungen gezielt vorab abgesenkt werden. 

Florian Kainz von der Teichwirtschaft Kainz stellte ergänzend eindrucksvolle Zahlen zur Rückhaltewirkung der 11 Teiche rund um Waidhofen an der Thaya, den Jägerteichkomplex mit ca. 60 ha, vor. Allein in dieser Region seien durch Wasserspiegelanstiege um ca. 60 cm beträchtliche Wassermengen gespeichert und dadurch Hochwasserspitzen in den Unterläufen deutlich abgeschwächt worden.

Auch die wirtschaftlichen Folgen des Hochwassers wurden thematisiert. Bernhard Trinko, Fischereisachverständiger in der Abteilung Forstwirtschaft des Landes berichtete, dass rund 831.000 Euro an Entschädigungen aus dem NÖ Katastrophenfonds im Bereich der Aquakultur ausgezahlt wurden – nicht nur im Waldviertel, sondern etwa auch in Forellenzuchtbetrieben im Mostviertel.

Franziskus Seilern-Aspang von der Schlossfischerei Litschau hob die Bedeutung guter Kommunikation und Abstimmung zwischen Teichwirten und Behörden – auch über Landesgrenzen hinweg – hervor. Besonders positiv wurde die Zusammenarbeit mit den tschechischen Partnern im Oberlauf des Reiß- und Kastanitzerbaches bewertet, die wesentlich zur erfolgreichen Bewältigung des Hochwassers beitrug. Der Vertreter der tschechischen Teichwirte, Michael Kotyza, erhielt dafür spontanen Applaus aus dem Publikum.

Zum Abschluss fasste Leo Kirchmaier, Geschäftsführer des NÖ Teichwirteverbandes und Fachreferent der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, die Veranstaltung als Moderator zusammen:

„Teiche sind Teil der Lösung – insbesondere bei der Zunahme von Wetterextremen. Sie wirken im Sommer kühlend durch Verdunstung und tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei, indem sie wertvolles Wasser in der Landschaft zurückhalten. Im Hochwasserfall helfen sie, Wasserpegelspitzen in den Bächen und Flüssen zu dämpfen, indem sie Retentionsraum bieten. Das dichte Netz von über 2.000 Teichen im Waldviertel hat sich somit erneut als ausgesprochen resilientes System, eben ein landwirtschaftliches Kulturerbe von globaler Bedeutung, erwiesen.“ 

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) 2021–2027 gefördert.